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Gerstenberger, Johann Gottlieb

männlich 1824 - 1900  (76 Jahre)


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  • Name Gerstenberger, Johann Gottlieb 
    Geburt 3 Jan 1824  Beresina, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1, 2
    Geschlecht männlich 
    Tod 20 Feb 1900  Tamurka, Gebiet Akkermann, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1, 2
    Personen-Kennung I146352  Zimbelmann
    Zuletzt bearbeitet am 1 Dez 2018 

    Vater Gerstenberger, Johann Friedrich II.,   geb. 21 Aug 1778, Zwickau, Kreis Zwickau, Sachsen, Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 7 Jul 1831, Beresina, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 52 Jahre) 
    Mutter Rosenau, Maria Elisabeth,   geb. 1790, , Graudenz, Preußen, Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 2 Jul 1831, Beresina, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 41 Jahre) 
    Eheschließung 29 Mai 1819  Klöstitz, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [3
    Familien-Kennung F59480  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie 1 Ruff, Anna Katharina,   geb. 1 Jan 1830   gest. 23 Sep 1849 (Alter 19 Jahre) 
    Eheschließung 1 Feb 1845  [2
    Kinder 
     1. Gerstenberger, Dorothea,   geb. 14 Okt 1845, Beresina, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 21 Mai 1848, Beresina, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 2 Jahre)
    +2. Gerstenberger, Christiana,   geb. 23 Okt 1847, Beresina, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 18 Apr 1881, Friedensfeld, Gebiet Akkermann, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 33 Jahre)
    Zuletzt bearbeitet am 1 Dez 2018 
    Familien-Kennung F62729  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie 2 Wegenast, Friedericke,   geb. 6 Apr 1830, Beresina, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 6 Mai 1856, Beresina, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 26 Jahre) 
    Eheschließung 22 Dez 1849  Beresina, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Kinder 
    +1. Gerstenberger, Katharina,   geb. 19 Apr 1851, Beresina, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 10 Feb 1917, Klöstitz, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 65 Jahre)
    +2. Gerstenberger, Christian,   geb. 22 Feb 1853, Beresina, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 27 Mai 1913, Charlottenburg, Kreis Berlin, Berlin, Deutschland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 60 Jahre)
     3. Gerstenberger, Friedrich I.,   geb. 29 Jan 1855, Beresina, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 14 Feb 1856, Beresina, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 1 Jahr)
    Zuletzt bearbeitet am 1 Dez 2018 
    Familien-Kennung F47912  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie 3 Nuske, Karolina G.,   geb. 4 Apr 1834, Leipzig, Gebiet Akkermann, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 18 Feb 1900, Tamurka, Gebiet Akkermann, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 65 Jahre) 
    Eheschließung 18 Mai 1856  Klöstitz, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [2
    Kinder 
    +1. Gerstenberger, Gottlieb,   geb. 30 Apr 1857, Beresina, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 8 Feb 1912, Tarutino, Gebiet Akkermann, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 54 Jahre)
     2. Gerstenberger, Friedrich II.,   geb. 30 Nov 1859, Beresina, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. Datum unbekannt
    +3. Gerstenberger, Johannes,   geb. 29 Jun 1862, Beresina, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 28 Mai 1930, Akkermann, Gebiet Akkermann, Region Bessarabien, Rumänien Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 67 Jahre)
    +4. Gerstenberger, Samuel,   geb. 30 Aug 1866, Beresina, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 30 Aug 1920, Tamurka, Gebiet Akkermann, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 54 Jahre)
    +5. Gerstenberger, Gottfried,   geb. 17 Jun 1870, Klöstitz, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 14 Nov 1900, Akkermann, Gebiet Akkermann, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 30 Jahre)
    +6. Gerstenberger, Adolf,   geb. 4 Jan 1873, Tamurka, Gebiet Akkermann, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 4 Jun 1929, Tamurka, Gebiet Akkermann, Region Bessarabien, Rumänien Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 56 Jahre)
    +7. Gerstenberger, Johann Friedrich III.,   geb. 29 Apr 1875, ,, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 3 Mrz 1917, Tamurka, Gebiet Akkermann, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 41 Jahre)
    +8. Gerstenberger, Ludwig Wilhelm,   geb. 31 Mai 1877, Tamurka, Gebiet Akkermann, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 30 Okt 1947, ,,, Brasilien Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 70 Jahre)
     9. Gerstenberger, Oskar,   geb. 14 Jul 1879, Tamurka, Gebiet Akkermann, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 25 Dez 1895, Tamurka, Gebiet Akkermann, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 16 Jahre)
     10. Gerstenberger, Klara,   geb. 5 Apr 1882, Tamurka, Gebiet Akkermann, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 7 Jul 1883, Tamurka, Gebiet Akkermann, Region Bessarabien, Rußland Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 1 Jahr)
    Zuletzt bearbeitet am 1 Dez 2018 
    Familien-Kennung F62731  Familienblatt  |  Familientafel

  • Ereignis-Karte
    Link zu Google MapsGeburt - 3 Jan 1824 - Beresina, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Link zu Google Earth
    Link zu Google MapsEheschließung - 22 Dez 1849 - Beresina, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Link zu Google Earth
    Link zu Google MapsEheschließung - 18 Mai 1856 - Klöstitz, Gebiet Tarutino, Region Bessarabien, Rußland Link zu Google Earth
    Link zu Google MapsTod - 20 Feb 1900 - Tamurka, Gebiet Akkermann, Region Bessarabien, Rußland Link zu Google Earth
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    Pin-Bedeutungen  : Adresse       : Ortsteil       : Ort       : Region       : (Bundes-)Staat/-Land       : Land       : Nicht festgelegt

  • Notizen 
    • Dr. med. Eduard Gerstenberger:
      Note:
      Am 01.02.1845 heiratete Johann Gottlieb die einzige Tochter des Johannes Ruff, Anna Katharina. Nach dem Tode von Johannes Ruff erbte Anna Katharina die Wirtschaft Ruff.
      Als Johann Friedrich II Gerstenberger 1815 nach Beresina kam, war die Ansiedlung abgeschlossen, deshalb bekam er keine Wirtschaft und übte daher seinen von den Vätern erlernten Beruf eines Nagelschmiedes aus.
      In den Jahren zwischen der Geburt seines Sohnes Samuel – 1866 – welcher als letzter in Beresina geboren wurde, und der Geburt seines Sohnes Gottfried, welcher 1870 als erster nicht in Beresina sondern in Klöstitz geboren wurde, muss es gewesen sein, dass Johann Gottlieb seine Wirtschaft (Ruff) Samuel Gerstenberger zum Kauf anbot. Samuel lehnte den Kauf ab, borgte aber Johann Gottlieb 1500 Rubel=3140 DM, damit er die Grassteppe in Tamurka – 2600 Desjatin – pachten konnte. Nach Jahren kaufte Samuel doch die Wirtschaft „Ruff“ von Johann Gottlieb für 1300 Rubel und einen Schimmelhengst. Erst nach diesem Kauf wurde die Wirtschaft „Ruff“ zur Wirtschaft „Gerstenberger“ und blieb es bis zur Umsiedlung 1940.
      Gottlieb pachtete die Grassteppe für 18 Kopeken (=38,88 Pfennige) Jahrespacht pro Desjatin (1 Desjatin=1,2 Ha).
      Nachdem er sich das Wohnhaus und die nötigen Wirtschaftsräume hergerichtet hatte, kaufte er sich eine Herde mageren Jungviehs, welches auf der üppigen Grassteppe bis zu Herbst schön groß und fett heranwuchs. Im Herbst trieb er dann das fette Vieh, zusammen mit dem Vieh seines Freundes Hopp grasend, tagelang bis über die Karpaten nach Ungarn, wo sie ihr fettes Vieh mit gutem Gewinn verkauften. Für den Erlös wurde wieder Vieh gekauft, fett gefüttert und im Herbst wieder nach Ungarn getrieben.
      Es war schon ein gewaltiges Wagnis, auf eine große, leere Steppe hinauszuziehen und ganz allein auf sich gestellt, mit der Arbeit zu beginnen. Aber es hat sich gelohnt, denn schon nach kurzer Zeit, nach nur 10 Jahren Pacht, konnte er das Gut käuflich erwerben.
      Alles, was Johann Gottlieb bei seinem Umzug von Beresina nach Tamurka mitnahm, waren ein Paar Pferde, einen Wagen, Kühe, sowie seine Frau Karoline mit den Kindern.
      Mit den Jahren kaufte Gottlieb nach und nach noch weitere 1000 Desjatin Land dazu, schaffte sich eine große Herde Schafe und Rinder sowie Ochsen zum Ackern an. Daneben hatte er eine schöne Pferdezucht –einen harten Schlag Steppenpferde, die Tag und Nacht draußen auf der Steppe blieben, geleitet durch die Leitstute, welcher alle Pferde unbedingt und überallhin folgten und unter der Aufsicht eines kirgisischen Pferdehirten, dem sogenannten "Tabunschtschik“. Die Pferde wurden auf der Weide geboren und sind, ohne je ein Halfter kennen gelernt zu haben, aufgewachsen. Bis zum Alter von 2-3 Jahren waren sie nie angebunden. Erst wenn sie zu Arbeitspferden angelernt wurden oder in Arzis auf dem großen Pferdemarkt den Türken, Bulgaren oder Rumänen als Militärremonten verkauft wurden, fing man sie in der Pferdekoppel oder auf der Weide mit einem Lasso, „ Arkan“ genannt. Von 4-5 Mann gehalten, bekamen sie dann das erste Halfter aufgezogen und wurden entweder dem Käufer übergeben oder in den Stall zu den Arbeits- und Fahrpferden geführt und angebunden. Es war immer ein seltenes Schauspiel, wenn dem Pferdehirten, welcher die Leitstute ritt, eine lange Schlange von 30-40 jungen Pferden frei, ohne ein Halfter, durch mehrere Ortschaften bis zum Arziser Markt folgten.
      Von der großen Grassteppe nahm Johann Gottlieb 200 Desjatin unter den Pflug und besäte dieses Land mit Weizen, Gerste, Hafer und Mais. Es wurde ein Dreifeldersystem bevorzugt: Mais, welcher den ganzen Sommer gehackt und gejätet wurde und als Brachland fungierte. Zwischen den Reihen des Maises wurde im Herbst der Weizen gesät – von dem Mais wurden immer nur die zweite Reihe Stengel entfernt, so dass bei Stöberwetter der Schnee nicht weg geweht wurde, sondern zwischen den Maisstengeln auf dem Weizen liegen blieb und ihn vor dem Ausfrieren schützte. Nach dem Weizen kamen dann die Sommerfrüchte: Gerste, Hafer, Wassermelonen usw. Etwa 30 Desjatin blieben liegen als Heuschlag und wurden weder geackert noch abgeweidet. Davon wurde das Heu für das Vieh gemäht und „eingeschobert“, d.h. in einer großen Miete „Schober“ im Freien aufgestackt.
      Mit der Beschaffung von Arbeitskräften hatte Johann Gottlieb keine Sorgen. Arbeiter, Knechte und Mägde kamen zu ihm aus dem benachbarten russischen Dorf Wedenskoje und blieben bei ihm bis ins hohe Alter, manche bis zu ihrem Tod.
      Von den Erzählungen unserer Eltern und teilweise aus eigener Erfahrung und Erleben wissen wir, wie damals gearbeitet wurde, unter welchen primitiven Verhältnissen die Ernte eingeholt wurde. Zum Ackern war ein einfacher schwerer Einscharpflug vorhanden: ein Vierkantbalken, am vorderen Ende ein eiserner Haken, an dem die Ochsen den Pflug, eingespannt in ein Joch, zogen. Am hinteren Ende des Balkens war ein großer eiserner Schar angebracht und vor ihm der schwertähnliche Sterz, welcher die Erde aufschnitt. Hinter dem Schar waren am Balken zwei hölzerne Stangen angebracht, nach hinten oben mit zwei Handgriffen, mit welchen der Pflüger den Pflug halten und lenken konnte. Die humusreiche Schwarzerde war sehr schwer zu bearbeiten und oft musste auf dem Pflug ein Mann sitzen, damit der Pflug in die Erde reinging und drin blieb. Sechs Ochsen musste man vor den Pflug spannen. Hinter dem Pflug wurde an einer Kette eine schwere Egge befestigt, welche die großen Schollen gleich zerkleinerte.
      Gesät wurde mit der Hand: einen offenen Sack mit Getreidekörnern um den Hals gehängt, schritt der Sämann den Acker entlang und streute mit weitausholendem Schwung die Saat vor sich hin. Wie dicht die Körner fallen sollten, wurde durch die Zahl der Finger bestimmt, über welche die Körner hinausglitten.
      Gemäht wurde mit der Sense: 10-15 Schnitter in der Reihe neben- und hintereinander, mähte man von Sonnenaufgang bis zum Abend, mit einer Stunde Frühstücks- und Mittagspause, je Schnitter ¾-1 Desjatin. Das Gemähte wurde nicht in Garben gebunden, sondern auf „Haufen-Kopitzen“, kleine Mieten, gesetzt. Nach der Ernte wurde das Getreide vom Feld auf den „Dreschplatz“ gefahren und dann gedroschen.
      Gedroschen wurde wie folgt: Der Dreschplatz war ein runder Platz, welcher vorher vorgerichtet und hart gestampft war, umgeben von einer Koppel mit einem breiten Tor, welches durch einen festen Balken verschließbar war. Auf diesen Dreschplatz wurden direkt vom Feld 10-12 große Erntewagen – sogenannte „Harbi“ – mit Getreide gebracht und auf dem Dreschplatz ausgebreitet. Nun brachte der Pferdehirte 40-50 Pferde von der Weide, angeführt durch die Leitstute. Das Tor wurde geschlossen und ein Mann, in der Mitte stehend, trieb mit einer langen Peitsche die Pferde so lange in die Runde, bis das Getreide ausgedroschen war. Dann öffnete man das Tor, und die Leitstute führte die Pferde auf die Weide. Danach wurde das Stroh durch Schütteln mit Gabeln abgehoben, hinausgetragen und auf eine Miete, den „Strohschober“ gesetzt. Das liegengebliebene Gemisch von Spreu und Körnern schob man in die Mitte der Tenne auf einen Haufen. Wenn dann in der Frühe der Morgenwind aufkam, wurde das Gemisch mit hölzernen Wurfgabeln in den Wind geworfen. Das Getreide fiel herunter auf die Erde. Die Spreu, vom Wind getrieben, fiel etwas weiter nieder – so wurde das Getreide von der Spreu getrennt. – Nachher kam an Stelle der Wurfgabel und des Windes die „Putzmühle“ und an Stelle der Pferde eine geriffte Steinwalze, der „Dreschstein“, welcher von Pferden gezogen das Getreide ausdrosch. Kurz vor seinem Tode, 1900, kaufte Johann Gottlieb mit seinem Sohn Samuel eine durch Dampf angetriebene Dreschmaschine, wahrscheinlich die erste in den deutschen Kolonien.
      Noch eine kleine Begebenheit von unserer Großmutter Karolina, welche uns unsere Eltern oft erzählten und die das rauhe Klima in Bessarabien charakterisiert, mit welchem sich unsere Vorfahren zurechtfinden mussten:
      Ausgang März eines Jahres, als die Störche schon da waren, ließen sich etwa 40-50 Störche wie immer in der Nähe des Teiches nieder, welchen Johann Gottlieb angelegt hatte – weit und breit kein See oder Teich in der näheren Umgebung. Plötzlich brach eines jener gefürchteten Schneegestöber herein. Von dem Wetter überrascht, flüchteten die Störche vor dem Schneesturm in den Schutz des Hofes. Daraufhin hat unsere Großmutter aus Gerstenschrot "Schupfnudeln" gekocht und die Störche damit täglich satt gefüttert. Als das Wetter sich beruhigt hatte, zogen die Gäste wieder weiter.
      Da Bessarabien nach Norden offen ist, gab es oft nicht nur im März, sondern auch noch im April Spätfröste, die großen Schaden in der Ernte von Aprikosen, Pfirsichen, Melonen und Bohnen verursachten.
      Außer den Spätfrösten hatte Bessarabien oft unter Trockenjahren mit totalen Missernten zu leiden.
      Johann Gottlieb starb mit 76 Jahren auf seinem Gut Tamurka und wurde zusammen mit seiner Frau an einem Tag beerdigt.
      Er hinterließ seinen Kindern ein großes Gut von 3600 Desjatin. Ein Aufbau, wie er auch in der „guten alten Zeit“ in Bessarabien nicht so leicht zu erreichen war - vom landlosen Vollwaisen bis zu einem Großgrundbesitzer mit 3600 Desjatin Land. Von all seinen Nachkommen ist es keinem gelungen, so etwas zu erreichen.

  • Quellen 
    1. [S112] Ingrid Reule, (kloestitzgenealogy.org).

    2. [S420] Dr. med. Eduard Gerstenberger, (Familienchronik).

    3. [S153] Steve Mogck, (rootsweb.ancestry.com).